Grube Holzappel

Die Grube Holzappel ist ein stillgelegtes Blei-Zink-Bergwerk im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Das Bergwerk wird auch als Grube Leopoldine-Louise bezeichnet.

Wahrscheinlich begann der Bergbau hier schon zur Römerzeit.  Die Nennung von römischen Silberbergwerken bei Tacitus kann sich auf diese Lagerstätte beziehen, Beweise gibt es dafür keine. Die Grube befand sich nicht auf römischen Territorium, sondern 9 km außerhalb des Limes.

 

  • 1535: Der älteste belegbare Hinweis ist die Kappe einer Wettertür mit der Jahreszahl 1535, die im Heuweger-Stollen gefunden wurde.
  • 1559: Der Erlass der Nassau-Catzelnbogischen Bergordnung vom 1. September 1559 durch Graf Wilhelm dem Reichen von Nassau-Dillenburg lässt bereits auf umfangreiche bergbauliche Aktivitäten in der Region schließen.
  • 1587: Die Grube Leopoldine-Louise wurde 1587 eröffnet. In der späteren Gründungsphase der Grube Holzappel ist von der Aufwältigung alter Stollen die Rede. 
  • 1643: Im Jahr 1643 entstand die Grafschaft Holzappel. Die Herrschaft wurde mit dem Abbaurecht an den dort vorkommenden Bodenschätzen belehnt. Fürst Viktor I.
  • 1743: Amadeus Adolf von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym gab 1743 in einer Urkunde dieses Gewinnungsrecht an Prinzessin Leopoldine-Louise von Nassau-Oranien ab, die im Westteil der Lagerstätte noch im selben Jahr den Leopoldinen-Schacht an der Alten Nassauer Straße abteufen ließ. Ihrem Gesuch, die Belehnung nach Osten über den Bergerhof hinaus auszudehnen, wurde dagegen nicht stattgegeben.
  • 1751: Anstelle der Prinzessin Leopoldine-Louise räumte Fürst Viktor I. Amadeus Adolf seinem Sohn Karl Ludwig 1751 die Bergbauberechtigung für das Gebiet der späteren Grube Holzappel ein. Dies gilt als der Beginn des Bergwerks. Karl Ludwig gründete eine Gewerkschaft zu Holzappel mit 128 Kuxen, von denen auch Prinzessin Leopoldine-Louise und der Fürst selbst jeweils 16 Stück erhielten.
  • 1752:Das Grubenfeld wurde 1752 nach Westen bis an die Markscheide der Grube Leopoldine-Louise und nach Osten bis zum Scheidter Forst ausgedehnt.
  • 1757: Zunächst wurde ein alter Stollen mit Gesenk und alten Abbauen durch vier Bergleute aufgewältigt und in Sophienstollen umbenannt. Erfolge blieben am Anfang aus und von 1757 bis 1759 ruhten die Versuchsarbeiten völlig.
  • 1761: Es wurde der Carlstollen begonnen.
  • 1766: Im Carlstollen wurde ein 50 cm mächtiges Erzmittel gefunden. Die Erze wurden anfangs in der Obernhofer oder Leopoldinen-Hütte verarbeitet.
  • 1767: Es wurden rund 50 kg Silber erschmolzen. Dies führte zu einem ausgeglichenen Betriebsergebnis.
  • 1769: Es arbeiten 33 Bergleute auf der herrschaftlichen Grube und es wurden 92 kg Silber gewonnen. Daraufhin wurde der Bau einer eigenen Schmelzhütte begonnen. Die Erzförderung erfolgte aus mehreren hintereinanderliegende Schächten mittels Handhaspeln. So entstanden nacheinander der Erbprinz-, Charlotten- (1773), Ulriken-, Neuehoffnungs- (1788), Herminen- und Louisenschacht. An horizontalen Grubenbauten wurden von 1772 bis 1778 der Wilhelm-, Ludwig-, Eleonoren-, Magdalenen-, Amalien-, Joseph- und Christianstollen aufgefahren.
  • 1774: Die erzielten Erlöse der Grube führten 1774 zur Prägung des Holzappeler Talers, einer Ausbeuteprägung.
  • 1776: Im Josephstollen kam erstmals eine Huntförderung zum Einsatz.
  • 1780: Es wurden 228 kg Silber und 55.900 kg Blei erzeugt und ein Überschuss von 8217 Gulden erwirtschaftet.
  • 1785: Die Belegschaft  war einschließlich der Hütte und der Pochwerke auf 643 Arbeiter angewachsen. Der bedeutendste Stollenbau wurde 1785 begonnen. Von Laurenburg aus trieb man vom Lahntal querschlägig den Adelheidstollen vor.
  • 1815:  Um aus den neu erschlossenen tieferen Teilen der Lagerstätte fördern zu können, wurde 1815 der Emma-Ida-Schacht abgeteuft und mit dem Adelheidstollen in 157 Meter Teufe durchschlägig. Der Emma-Ida-Schacht wurde weiter mit dem darüber liegenden Wilhelm- und dem Josephstollen verbunden. Zur Tagesförderung wurde ein Pferdegöpel (oder Rosskunst) errichtet.
  • 1828: Nach seiner Vollendung 1828 diente er der Grube Holzappel als tiefster Wasserlösungsstollen. Der Gangzug wurde bei 1730 Metern Länge angefahren. Hier brachte der Stollen etwa 180 m Teufe ein. Über den Herminenstollen, dessen Mundloch an der heutigen B 417 liegt und der nach 250 Metern auf die Hauptstrecke trifft, besitzt der Adelheidstollen einen weiteren Zugang.
  • 1844: Um die Produktivität der Grube Holzappel zu verbessern, musste zum einen modernere Technik eingesetzt werden, zum anderen die Erzgänge in noch größerer Teufe ausgerichtet werden. So begann man im Jahr 1844 mit dem Abteufen des ersten Maschinenschachtes, dem Stephanschacht, benannt nach Erzherzog Stephan, dem damaligen Grubeneigner. Im Adelheidstollen und im Wilhelmstollen wurden eiserne Schienenbahnen verlegt, die die immer noch gebräuchlichen Laufkarren zur Streckenförderung ersetzten.
  • 1853: 1853 erhielt der Stephanschacht eine Dampffördermaschine. Dennoch entschlossen sich die Erben des Karl Ludwigs, Erzherzog Stephan und dessen Cousin Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg, noch im selben Jahr zum Verkauf der Grube Holzappel und der Hütte. Im Jahr 1853 gingen die Bergwerks- und Hüttenanlagen in der Holzappeler Umgebung an die Silber- und Bleibergwerksgesellschaft AG zu Holzappel über. Die Geldgeber des neuen Unternehmens stammten aus Paris und Köln.
  • 1855: Noch im Jahr 1855 wurde mit dem Abteufen des Mittelschachtes als zweitem Maschinenschacht begonnen.
  • 1859: Das Laurenburger Schloss wurde 1859 zur Grubenverwaltung umgebaut.
  • 1866: 1866 wurde eine neue zentrale und leistungsfähigere Erzaufbereitung in Laurenburg gebaut. Der Standort bot sich an, da 1862 die Lahntal-Eisenbahn eingeweiht wurde und so die Konzentrate zur Verhüttung nach Bad Ems transportiert werden konnten. Die eigene Hütte verlor daraufhin an Bedeutung und wurde nach 1890 endgültig eingestellt.
  • 1873: Ab 1873 wurde das Roherz im Stephan- und Mittelschacht nur noch bis auf die Adelheidstollensohle gehoben. Im Adelheidstollen wurde es mit Grubenpferden zu Tage gefördert. Das Mundloch des Adelheidstollens war über einen Bremsberg mit der obersten Ebene der terrassenartig am Hang des Lahntales liegenden zentralen Erzwäsche verbunden. Um den stetig steigenden Roherzmengen gerecht zu werden, wurde die Erzaufbereitung ständig erweitert und modernisiert.
  • 1876: Bereits 1876 wurde in der Grube Holzappel die Personenseilfahrt im Stephanschacht und ein Jahr später auch im Mittelschacht eingeführt. Zunächst benutzte man Förderkörbe mit 1 Etage, die 1896 gegen zweietagige ausgetauscht wurden. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden besonders mächtige Gangpartien, die stellenweise bis drei Meter erreichten, abgebaut. 
  • 1892: Eine neue Klaube- und Setzwäsche kam 1892 hinzu und ab 1904 erfolgte der Roherztransport vom Stephanschacht zur Wäsche mit einer 1400 Meter langen Lorenseilbahn. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Aufbereitung, die für 20 Tonnen Haufwerk pro Stunde ausgelegt war, zu einer der modernsten der damaligen Zeit. Die erste Flotation entstand 1928. Durch den schnell in die Tiefe vorrückenden Erzabbau musste eine wachsende Menge von Grubenwasser gewältigt werden. Dazu wurden sowohl im Mittel- als auch im Stephanschacht Wassersäulenmaschinen zum Antrieb leistungsfähiger Pumpen eingebaut. Diese hoben das zusitzende Grubenwasser bis zum Adelheidstollen, über den es in die Lahn ausfloss.
  • 1908: Der Tiefbau hat schließlich die XVIII. Tiefbausohle (715 Meter Teufe) erreicht. Für die Zwischenförderung aus den tiefsten Bauen wurden nacheinander mehrere Blindschächte angelegt.
  • 1909: Im Stephanschacht wurde der Pumpenantrieb 1909 auf Dampf umgestellt. Dazu wurde eine untertägige Verbundmaschine von 440 Kilowatt Leistung auf der XVI. Tiefbausohle installiert. Der benötigte Dampf wurde vom übertägigen Kesselhaus über eine Rohrleitung im Stephanschacht herangeführt. Für die Betriebswasserversorgung sorgten einige in der Umgebung der Grube Holzappel angelegte Stauweiher, wie zum Beispiel der Eleonorenteich oder der Herthasee von 1846.
  • 1920: Schon 1920/1921 wäre die Grube beinahe wegen Personal- und Materialmangels als Folge des Ersten Weltkriegs eingestellt worden.
  • 1929: Die einsetzende Weltwirtschaftskrise von 1929 führte letztendlich zu dem Beschluss, die Grube Holzappel 1930 stillzulegen und 550 Bergleute zu entlassen.
  • 1933: Die Situation für die stillliegende Grube Holzappel änderte sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 grundlegend. Ab sofort wurden die Rohstoffvorkommen in Deutschland als strategisch wichtig eingestuft und eine Autarkie angestrebt. Mit Fördergeldern der Reichsregierung wurde nicht nur die Förderung in Holzappel wieder aufgenommen, sondern der Grubenbetrieb nochmals umfassend modernisiert. In der Betriebsabteilung Leopoldine-Louise wurde der Otto-Wolff-Stollen aufgefahren und von dort der Otto-Wolff-Schacht bis zur XVIII. Tiefbausohle 475 Meter tief abgeteuft. Der Otto-Wolff-Schacht wurde mit dem Westfeld durchschlägig und mit Grubenlüftern zur Bewetterung ausgestattet. Die Temperaturen in den tiefsten Abbauen sanken in der bis dahin ausschließlich natürlich bewetterten Grube Holzappel von 32 auf 26 °C.
  • 1936: In den Jahren 1936 bis 1945 erreichte die Grube mit durchschnittlich über 50.000 Tonnen Roherzförderung folglich die größten Leistungen in ihrer Geschichte.
  • 1945: Im März 1945 waren die Baue unterhalb der XXIV. Tiefbausohle durch Engpässe bei der Stromversorgung ersoffen.
  • 1950:Als sich dann auch nach umfangreichen Untersuchungen in den Jahren 1950 bis 1952 das Ende der Erzführung zur Teufe ankündigte, erfolgte im Juli 1952 die endgültige Stilllegung der Grube Holzappel.
Insgesamt wurden in der 200-jährigen Betriebszeit der Grube Holzappel aus 216.720 Tonnen Bleiglanz, 754.700 Tonnen Zinkblende und 5,5 Tonnen Silberglanz, rund 180.000 Tonnen Blei, 360.000 Tonnen Zink und 130 Tonnen Silber erzeugt.

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