Bergbau im Saarland

Bis zum 30. Juni 2012 wurde im Saarland Steinkohle abgebaut.

 

Vorgeschichte

Die Förderung von Kohle in der Saar-Region ist seit der Zeit der keltischen Besiedelung belegt: 1982 wurde bei einer Ausgrabung eines Hügelgrabes aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Rubenheim eine geschnitzte Kohleperle als Grabbeigabe gefunden, die durch eine palynologische Untersuchung einem Kännelflöz bei Heinitz zugeordnet werden konnte. Auch in römischer Zeit wurde an der Saar offenbar oberflächennaher Kohleabbau betrieben: Im Grab einer Frau (von Archäologen „Ursula von Roden“ genannt) aus dem 3. Jahrhundert nach Christus wurden „Gagat-Ringe“ (aus geschliffener Kännelkohle hergestellte Schmuckringe) gefunden. Schriftlich ist der Abbau seit dem späten Mittelalter belegt: 1371 gewährte Kaiser Karl IV. dem Grafen Johann von Nassau-Saarbrücken das Bergbaurecht. 1429 bestätigten die Schöffen von Ottweiler Gewinnungsarbeiten in der Nähe von Ottweiler. Dieser Abbau erfolgte aber jahrhundertelang nur oberflächennah und in kleinem Umfang. Unter Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken (1718–1768) änderte sich das.
 

Die fürstliche Verwaltung 1750–1793

Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken kaufte 1750/51 sämtliche Gruben. Ab diesem Zeitpunkt war der private Abbau und Verkauf von Kohle verboten. Als Transportwege wurden der Landabsatz und der Wasserweg erschlossen. Die Kohle wurde zur Handelsware und deckte weit mehr als den örtlichen Bedarf. Die ursprünglich reichen Holzvorräte gingen zur Neige; als Brennstoff für Industrie und Haushalt wurde Kohle eine begehrte Ware. 1766 gab es im Saargebiet 12 Gruben in Schwalbach, Stangenmühle, Klarenthal, Gersweiler, Rußhütte, Jägersfreude, Friedrichsthal (Saar), Schiffweiler, Wellesweiler, Dudweiler, Sulzbach und Burbach. 1773 gab es 45 Stollen mit 143 Bergleuten. Die wichtigsten waren Dudweiler und Wellesweiler. Die Gesamtförderung des Jahres 1790 betrug etwas über 50.000 Tonnen Kohle; für diese Menge Kohle benötigt das Bergwerke Ensdorf zuletzt ungefähr 5 Tage. 1769 wurde die erste sog. „Bruderbüchse“ für die Bergleute der Grafschaft gegründet, eine Sozialkasse, aus der später die Saarknappschaft hervorging.
 

Französische Administration 1793–1815

Im Ersten Koalitionskrieg, den eine von Österreich, Preußen und anderen deutschen Staaten gebildete Koalition ab 1792 gegen Frankreich führte, wurde das linke Rheinufer – und damit auch das spätere Saarland – von französischen Truppen erobert. 1798 wurde das Gebiet um die Saar als Département de la Sarre in die französische Administration eingegliedert.
 
In den 20 Jahren der französischen Verwaltung wurden die Gruben zehn Jahre an die französische Gesellschaft Equer & Co., Paris, verpachtet. Der französische Fiskus trug sich später mit dem Gedanken, die saarländischen Gruben an private Unternehmer zu verkaufen. Dafür gibt es mehrere Hinweise: Einmal das Kaiserliche Dekret vom 13. August 1808, das den Verkauf der Gruben regeln sollte, durch den Ausbruch des russischen Krieges jedoch nicht zur Ausführung kam. Zum anderen wurde die Verwaltung stets als provisorisch bezeichnet; und schließlich war das gesamte Berechtigungsfeld der Saarbrücker Kohlengruben bereits in 60 Grubenfelder (Konzessionen) eingeteilt. Entsprechendes Kartenmaterial, der Saargruben-, auch Duhamel-Atlas genannt, war von den französischen Ingenieuren Louis-Antoine Beaunier (1779–1835), Michel-François Calmelet (1782–1817) und maßgeblich von Jean Baptist Duhamel (1767–1847) angefertigt worden.
 

Der preußische Bergfiskus 1815–1919

 
Bergwerksdirektion Saarbrücken (Martin Gropius, 1880)
Nach dem Sieg der Alliierten über Napoleon 1814 wurde die zurückeroberten linksrheinischen Gebiete unter den deutschen Staaten aufgeteilt. Der Großteil des Saargebiets wurde infolge der territorialen Neuordnung 1822 der preußischen Rheinprovinz angegliedert. Ab den 1820er-Jahren wurden Dampfmaschinen in den saarländischen Gruben eingeführt. 1822 wurde der erste senkrechte Schacht in Hostenbach geteuft – bisher wurde die Kohle über Stollen und schräg in die Tiefe vorgetriebene Schächte gefördert. Durch Gründung weiterer Gruben verdreifachte sich die Förderung auf nahezu 700.000 m³. Auch stiegen die Belegschaftszahlen: von 1383 auf 4580. Der Bergbau erfuhr einen mächtigen Aufschwung durch Eröffnung der Saarbrücker Eisenbahn zu Beginn der 1850er Jahre. Nun wurden auch Kokereianlagen errichtet. 1860 betrug die Förderung 2 Mio. Tonnen, und 11.000 Bergleute arbeiteten nun in den saarländischen Gruben. 1861 wurde das bisherige Bergamt geschlossen, weil es mit der Verwaltung der Gruben überfordert war, und die Königlich-preußische Bergwerksdirektion in Saarbrücken gegründet, die 1880 den neuen Verwaltungsbau von Martin Gropius bezog. 1866 wurde der Saarkanal eröffnet, der das saarländische Kohlerevier auch über den Wasserweg erreichbar machte. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gab es eine Hochkonjunktur. Der Bergarbeiterbedarf war groß, weshalb Bergleute aus dem Hunsrück, der Eifel und der Pfalz angeworben wurden. Die Bevölkerungszahlen explodierten in zahlreichen Ortschaften geradezu. Der Boom der Steinkohleförderung ermöglichte auch den weiteren Ausbau der Stahlindustrie, 1873 wurde die Völklinger Hütte gegründet. Von 1880 bis 1895 stagnierte die weitere Entwicklung. Um 1900 wurden bestehende Gruben erweitert, die Zahl der Bergleute erhöhte sich auf 41.210, woraufhin auch die Förderzahlen anstiegen: 9,4 Mio. Tonnen Kohle. Im Jahre 1900 waren 783 Dampfmaschinen im Einsatz. Im letzten Vorkriegsjahr 1913 betrug die Förderung etwa 14 Mio. Tonnen und die Belegschaft 56.903 Bergleute.
 

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Frankreich das Eigentum an den Saargruben übertragen; Frankreich setzte vermehrt auf Motorkraft beim Abbau. Die Fördermenge stieg zwischen 1920 und 1929 von neun auf über 13 Mio. Tonnen. 1934 taten noch 82 Pferde unter Tage ihren Dienst. Am 1. März 1935 wurde das Saargebiet dann ins Deutsche Reich eingegliedert. Der Zweite Weltkrieg setzte der Aufwärtsentwicklung 1939 ein Ende. Während des Zweiten Weltkrieges ging die Förderung nach einer Spitze von 15,3 Millionen Tonnen im Jahre 1942 auf 12,4 Millionen Tonnen im Jahre 1945 zurück. Die Belegschaft verringerte sich im selben Zeitraum von fast 54.000 auf etwa 34.000 Bergleute und Angestellte.
 
 
 

Nach dem Zweiten Weltkrieg – die „Mission Française des Mines de la Sarre“

Nach dem Krieg ging die Kontrolle über die Gruben in die Hand der „Mission Française des Mines de la Sarre“ über. Im Verlauf der nächsten Jahre ging es zunächst darum, die Kriegsschäden zu ersetzen, um eine möglichst hohe Förderung zu erzielen und sichere Arbeitsplätze zu schaffen. Darauf folgend wurde zum 1. Januar 1954 die Firma Saarbergwerke gegründet. Nach der Rückgliederung des Saarlandes war ab 1957 die Bundesrepublik Deutschland mit 74 % der Aktien Hauptanteilseigner, die restlichen Aktien hielt das Land.
 
    
 

Die Ära der Grubenschließungen seit den 1960er Jahren

In den 1960er Jahren wurde die Zahl der Gruben von 18 auf sechs reduziert; während der Kohlekrise sank die jährliche Produktion von 17 auf zehn Millionen Tonnen. Der Strukturwandel setzte sich in den folgenden Jahrzehnten fort, 1987 wurde eine weitere, drastische Reduzierung der Fördermengen beschlossen. Anfänglich der 1990er Jahre gab es noch 18.000 Beschäftigte im Bergbau. Die jährliche Förderung lag bei etwa 9 Millionen Tonnen. Im November 1990 wurde die Kohleförderung am Standort Camphausen eingestellt, Ende 1994 wurde die Grube Luisenthal geschlossen. Nach einer Vereinbarung vom März 1997 sollte innerhalb der nächsten acht Jahre die Zahl der Bergleute von 14.400 auf 8200 sinken. Im selben Jahr verkaufte die saarländische Regierung ihren Anteil an den Saarbergwerken zum symbolischen Preis von einer Mark an die RAG. Die RAG – durch Umbenennung entstanden aus der Ruhrkohle AG – gliederte ihre verlustbringenden Bergbauaktivitäten in die Deutsche Steinkohle AG aus und widmete sich fortan den Geschäftsfeldern Chemie, Energie und Immobilien. Die Grube Göttelborn/Reden wurde zum 1. September 2000 als drittletztes Bergwerk geschlossen. Ende 2006 war mit Ensdorf noch ein Bergwerk in Betrieb; mit rund 4000 Mitarbeitern wurden 3,7 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr gefördert.
 
Basiert auf dem Wikipedia Artikel Bergbau im Saarland